Kommunalpolitik ist in erster Linie pragmatisch und an der Sache orientiert. Das ist natürlich richtig, aber das alleine finde ich zu wenig!
Als Sozialdemokratin ist es mein Anspruch und auch der meiner Partei, die oft vermeintlich auf der Hand liegenden Entscheidungen stets auf die Beachtung unserer Grundwerte hin zu prüfen, nämlich Gerechtigkeit, Freiheit und Solidarität.
Um einige Beispiele zu nennen:
Ein zu starkes Stadt-Land-Gefälle in Sachen öffentlicher Nahverkehr, Nahversorgung oder medizinischer Versorgung ist ungerecht. Hier darf vor allem auf dem Land nicht gespart werden. Unser Kreiskrankenhaus ist gerade in Sachen dezentraler medizinischer Versorgung eine wertvolle Einrichtung. Eine Sache der Gerechtigkeit ist es für mich auch, konsumfreie Aufenthaltsräume zu schaffen. Freizeitangebote im Landkreis müssen jedem Geldbeutel zugänglich sein, z.B. kann am lebendigen Adventskalender der Stadt Herzogenaurach jede/r kostenfrei teilnehmen. Der Landkreis hat hier durchaus koordinierende Funktion über den Kreisjugendring.
Wir werden uns in den nächsten Jahren noch stärker dem Thema Pflegesituation im Landkreis stellen müssen. Hier wird es deutlich mehr Anstrengungen brauchen als in der Vergangenheit. In einer alternden Gesellschaft, trotz Zuzug nach ERH, müssen die Generationen solidarisch zusammenstehen.
Der von der SPD-Kreistagsfraktion beantragte und nun umgesetzte Pflegestützpunkt ist ein erster guter Schritt, all den Herausforderungen der demografischen Entwicklung Rechnung zu tragen. Die Pflegeberaterinnen dort erleben an erster Stelle die wachsenden Bedarfe der Menschen.
Schon von Berufswegen her habe ich junge Menschen immer im Blick und mache die Erfahrung, dass wir als Gesellschaft auch für sie stärker eintreten müssen. Jugendhilfe und Erziehungsberatung sind wichtiger denn je und müssen für ihre wichtigen gesellschaftlichen Aufgaben ausreichend gefördert werden. Dorfgemeinschaften sind wichtige Orte des Miteinanders, das Ehrenamt und auch Vereine, insbesondere unsere Freiwilligen Feuerwehren. Nicht jede Unterstützung, die Behörden hier leisten können, kostet gleich unheimlich viel. Auch Beratungs- und Unterstützungsangebote sind wichtige Hilfen.
Menschen sollen im ganzen Landkreis die Freiheit haben, ihr Leben so zu gestalten wie sie sich es vorstellen. Eltern müssen flexible Betreuungsmodelle nutzen können. Jeder soll bezahlbaren zu den eigenen Bedürfnissen passenden Wohnraum finden können. Ich halte eine Wohnraumkoordinationsstelle für den ganzen Landkreis für sehr sinnvoll.
Als Stadträtin in Herzogenaurach erlebe ich, dass dies auch bereits rein städtisch ein Erfolgskonzept ist, das sogar umliegende Gemeinden mit umfassen kann. Das brauchen wir unbedingt auf Landkreisebene, genauso wie es die kreisfreien Städte über ihre Wohnbaugesellschaften und Wohnungsämter abbilden.
Die Menschen in ERH sollen überall zwischen verschiedenen Angeboten an Sport, Weiterbildung oder Vereinen wählen können. Aber auch Themen wie Barrierefreiheit werden in einer älter werdenden Gesellschaft zunehmend zentraler und dürfen nicht unter den Tisch fallen. Zudem sollen auch Menschen mit Behinderung weiter am sozialen Leben in unserem Landkreis teilhaben können. Wir haben mit unserer Lebenshilfe und vielen anderen Einrichtungen wie der Laufer Mühle oder den Barmherzigen Brüdern in Gremsdorf tolle soziale Einrichtungen, die ich teilweise noch aus früheren Tätigkeiten gut kenne.
Bei den Barmherzigen Brüdern beispielsweise habe ich nach dem ersten Staatsexamen ein halbes Jahr gearbeitet und bin deshalb heute noch in engem persönlichem Kontakt. Die Belange des Sozialbereichs sind mir, auch wenn der berufliche Weg anders weiterverlief, nach wie vor ein großes Herzensanliegen.