Der ehemalige Vorsitzende der SPD-Fraktion, Karl Heinz Hiersemann, wäre in diesem Jahr 70 Jahre alt geworden - die SPD ehrte ihn am Dienstag letzter Woche mit einer Gedenkveranstaltung im Landtag, an der auch die CSU teilnahm.
Es war das Bild des Abends: Am Ende einer sehr bewegenden Gedenkveranstaltung an den großen bayerischen SPD-Politiker Karl-Heinz Hiersemann, standen der Sozialdemokrat Franz Maget und der Christsoziale Günther Beckstein zur SPD-Hymne "Brüder zur Sonne zur Freiheit" Hand im Hand im Konferenzsaal des Landtags.
Zuvor hatte Franz Maget den ehemaligen Vorsitzenden der Landtagsfraktion, Spitzenkandidaten der BayernSPD und Vizepräsidenten des bayerischen Landtags, in einer langen Rede geehrt und die Stationen Hiersemanns nachgezeichnet. "Das Rednerpult im Plenum war seine Bühne, da hat er überzeugt wie kein anderer. Dabei hatte er die ganze Palette politischer Themen parat: Soziales, Wirtschaft, Energie, Umwelt. Bei vielen Themen war er seiner Zeit voraus. So hat er bereits kurz nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl 1986 den Austritt aus der Kernenergie gefordert und auf erneuerbare Energien gesetzt", berichtete Maget. Der SPD-Politiker ging auch auf den Menschen Hiersemann ein: "Im Reden war ein harter, innen drin ein weicher, verletzlicher Mensch." Besonders die Wahlniederlage als Spitzenkandidat 1990 ging ihm an die Nieren.
Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, Helga Schmitt-Bussinger, würdigte Hiersemann als charismatischen, schlagfertigen, leidenschaftlichen und humorvollen Mann: "Wortgewaltig und kraftvoll hat er die SPD-Positionen vertreten. Vor seinen berüchtigten Reden hat sich sogar die CSU gefürchtet!"
Der CSU-Politiker Günther Beckstein und Karl-Heinz Hiersemann kannten sich schon zu Studentenzeiten, ehe man sich im Landtag in verschieden Parteien wiedertraf und schätzen lernte. Über den späteren engen Freund sagte Beckstein: "Wir haben im Parlament erbittert gegeneinander gekämpft, aber trotzdem einen sehr vertrauensvollen und offenen Umgang miteinander gehabt. Er war differenziert beim Denken und eindeutig beim Reden. Ich hatte großen Respekt vor ihm!" Nicht anders ist die Geste von Beckstein am Ende der Veranstaltung zu sehen, die Hand von Franz Maget zu nehmen - ein Zeichen des Respekts für einen der besten Männer, den die SPD in Bayern je hatte.
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